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Ratgeber Naturmedizin – 48 - 2024

Sonja Wunderlin, Naturheilpraktikerin
Praxis am Laufenplatz 148, 5080 Laufenburg, Tel. 062 874 00 16

Vergiftungen durch Wildpflanzen
Oben Eibe; unten Weisstanne. Foto: zVgIch propagiere seit Jahren das Essen von Wildpflanzen. Weil sie kräftig, schmackhaft und interessant sind und man sie einfach vor der Haustüre selber sammeln kann. Und sie in der Regel ungefährlich sind. Immer wieder begegnen mir auch kritische Fragen nach der Giftigkeit.
Ich habe selbst schon unliebsame Erfahrungen gemacht, unter anderem mit unreifen Holunderbeeren oder dem «Ronechrutt» oder «Dittelichrutt» (Aronstab), welches im Fricktal früher traditionell gedämpft gegessen wurde, um den Winter im Körper zu vertreiben. Das starke Stechen auf der Zunge, wenn man entgegen aller guten Ratschläge trotzdem drauf beisst, gilt als ein erstes Symptom für die Giftwirkung.
Tox Info Schweiz ist Melde- und Beratungsstelle für Vergiftungen aller Art. Dort werden auch schweizweit die Daten zu Pflanzenvergiftungen gesammelt. – Anhand der vielen Warnungen im Frühling vor der Verwechslung von Bärlauch mit anderen Pflanzen (vor allem Maiglöckchen, Herbstzeitlose und Aronstab) würde man vielleicht Vergiftungen mit diesen Pflanzen an erster Stelle erwarten. Bei den Vergiftungen kommt es aber nicht nur auf die Häufigkeit der Verwechslungen an, sondern auch auf die Aufnahme und Art und Stärke des Gifts an. Ausserdem reagieren Kinder und Menschen mit geringem Körpergewicht, Frauen, Geschwächte und Fastende stärker. Gefährlich sind in der Regel nicht unbedingt die giftigsten, sondern eher die schmackhaften Giftpflanzen wie beispielsweise die Tollkirsche, von welcher man schnell eine gefährliche Menge verspeisen kann, ohne primär etwas zu merken.
So lange das Gift sich noch im Magen-Darm-Kanal befindet, ist es noch nicht ganz «im Körper» drin. Es kann durch Erbrechen, Abführen oder durch Binden, beispielsweise mittels Kohle, daran gehindert werden, in die Blutbahn zu gelangen.
Tödliche Vergiftungen durch Pflanzen sind äusserst selten, schwere Fälle gibt es nur wenige pro Jahr. In der Statistik ganz oben stehen Eibennadeln. Sie wurden in den meisten Fällen in suizidaler Absicht, also vorsätzlich, eingenommen. Ihr Gift wird schnell durch die Schleimhäute resorbiert und wirkt im ganzen Körper zellschädigend.
5 Rote Beeren-Regel
Bei Einnahme von nicht mehr als fünf Beeren kommt es maximal zu leichten Magen-Darmbeschwerden wie Durchfall oder Übelkeit. Häufig vorkommende Pflanzen mit roten Beeren sind Stechpalme (Ilex sp.), Zwergmispeln (Cotoneaster sp.), Schneeball (Viburnum sp.), Heckenkirsche (Lonicera sp.) und Maiglöckchen (Convallaria majalis). Bei diesen ist keine schwere Vergiftung zu befürchten. Andere rote Beeren wie diejenigen von Aronstab (Arum sp.) oder Seidelbast (Daphne sp.) führen zusätzlich zu einer lokalen Reizwirkung mit Brennen im Mund und in der Speiseröhre. Deshalb wird davon in der Regel nicht viel gegessen.
Ausnahmen zur 5- Rote Beeren-Regel: Beeren der Zaunrübe (Bryonia dioica) können zu heftigen Symptomen des Magendarmtraktes führen.
Die Pflanze, welche in der Schweiz am häufigsten zu schweren Vergiftungen führt, ist die Eibe (Taxus baccata). Die Vergiftungen kommen zustande infolge Verwechslungen mit Tannenschösslingen der Fichte oder der Weisstanne oder durch Zerbeissen der sehr giftigen Samen in den schleimigen roten Scheinbeeren. Der giftige Stoff der Eibe, das Taxin, ist ein Zellgift und wird schnell über die Schleimhäute aufgenommen. Der Name Eibe ist etymologisch nahe verwandt mit der Eva, welche aus der Ewigkeit kam, so steht der Baum auch für die Ewigkeit. Das alte Wort für die Eibe, Iwa, bedeutet gleichzeitig «(Pfeil-)bogen», diese wurden aus den Eibenzweigen gefertigt und konnten jemanden auch wiederum in die Ewigkeit befördern.
Das Sammeln von Tannenspitzen ist im privaten Rahmen erlaubt. Am Besten an Ästen, die in den Weg hinein wachsen. Ansonsten tut man gut daran, den Förster um Erlaubnis zu fragen und auf jeden Fall sich botanisch gut auszukennen.

Bild: oben Eibe, unten Weisstanne. Foto: zVg

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Ratgeber Naturmedizin – 36 - 2024

Sonja Wunderlin, Naturheilpraktikerin
Praxis am Laufenplatz 148, 5080 Laufenburg, Tel. 062 874 00 16

Trockene Schleimhäute in den Wechseljahren natürlich behandeln
Foto: zVgDurch die Umstellung der Hormone im Körper einer reifen Frau kommt es oft zu trockener Haut und Schleimhaut. Vor allem im Vaginalbereich wird die Haut dünner und trockener. Diese Veränderungen können verschiedene Beschwerden verursachen. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, verminderte Abwehr gegen unerwünschte Keime, Infektionen wie Blasenentzündungen oder Flora-Verschiebungen, die ein Jucken oder Brennen auslösen können.
Die Wechseljahre können in zwei grobe Phasen eingeteilt werden:
Phase 1: Frau um 40/50 hat noch ca. 6000 Ei-Anlagen. Der Hormonhaushalt kommt durcheinander: Eisprünge sind in der Regel seltener, die Eierstöcke produzieren weniger Hormone. Es fällt zuerst der Progesteronspiegel ab, frau hat dadurch einen relativ erhöhten Östrogenspiegel. Die Blutungen sind speziell stark oder schwach oder durcheinander (Schmierblutungen), die Zykluslänge verändert sich, es herrscht Aufbruchstimmung, Emotionen bewegen die Frau.
Phase 2: Die Hirnanhangdrüse versucht vergeblich, die Eierstöcke zur Hormonproduktion anzuregen. Progesteron wird keines mehr produziert, der Östrogenspiegel sinkt. Das Östrogen wird nie ganz versiegen, denn die Nebennieren und das Fettgewebe produzieren weiterhin kleine Mengen davon. Wer mehr Fettgewebe hat, hat in dieser Phase darum tendenziell weniger Probleme. Langsam können verschiedene Veränderungen eintreten: «Wallungen» mit einer Dauer von bis 3 Minuten, manchmal mit Schwindel und Schweissausbrüchen, anschliessend Kältegefühl treten auf. Die Schleimhäute von Augen, Mund, Vagina und Vulva sowie die Haut werden trockener, die Intervalle zwischen den Blutungen werden länger. Allfällig vorhandene Myome, Polypen und Endometriose-Beschwerden gehen zurück.
An dieser Stelle ein paar einfache Tipps zur Selbstbehandlung der trockenen Schleimhaut. Diese Massnahmen helfen bei leichten Beschwerden gut. Wirken die Mittel zu wenig stark, wenden Sie sich bitte an Fachpersonal.
1. Nach jedem Duschen und vor dem Schlafengehen pflegen der Vulva mit Mandelöl oder Aprikosenkernöl, dem je nach Bedarf ein Tropfen eines passenden ätherischen Öls oder etwas Nachtkerzenöl zugefügt werden kann.
2. Benützen eines «Liebesöls» beim Geschlechtsverkehr. Ein gutes Massageöl ohne Erdölbestandteile, zum Beispiel von Weleda, Dr. Hauschka oder Wala oder reines Mandelöl verwenden
3. Bei sehr stark trockener Schleimhaut einmal die Woche ein pflegendes Vaginalzäpfchen über Nacht anwenden
4. Phyto-Östrogene und Hormon stützende Nahrungsmittel in den Alltag einbauen: Produkte aus Soja wie Sojamilch, Tofu, Miso; Leinöl über den Salat oder Leinsamen ins Müesli einbauen oder im Brot einbacken. Bier wirkt über die Bitterstoffe und das Harz des Hopfens ausgleichend.
5. In der Intimpflege möglichst auf Seifen verzichten, da diese das Milieu zusätzlich schwächen. Warmes Wasser reicht aus. Unterwäsche aus Naturfasern bevorzugen.
6. Regelmässige Bewegung steigert die Durchblutung des ganzen Körpers. Insbesondere Beckenbodentraining stärkt. «Blinzeln» Sie mehrmals täglich mit ihrem Beckenboden so, als ob sie den Urinstrahl unterbrechen wollten. Das ist im Liegestuhl wie auf dem Bürostuhl möglich..

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Ratgeber Naturmedizin – 24 - 2024

Sonja Wunderlin, Naturheilpraktikerin
Praxis am Laufenplatz 148, 5080 Laufenburg, Tel. 062 874 00 16

Unkraut – Heilkraut – Wildgemüse: Giersch und Gänsedistel
Im Moment wuchert es in der Natur. Welche Pflanzen in dem massigen Grün als Unkraut, als Heilkraut oder gar als Wildgemüse gelten, hat immer mit der eigenen Sichtweise zu tun.

Foto: zVgWarum nicht ein Experiment machen und das Unkraut mal genauer betrachten, die Perspektive wechseln? Die Ungeliebten, die Kräftigen, Wüchsigen, die wild Wachsenden. Warum sind sie da? Was sagen sie über den Boden, was über den Gärtner, in dessen Garten sie wachsen? Warum mögen wir sie nicht? Und könnte man sich allenfalls sogar mit ihnen anfreunden?
Viele sogenannte Unkräuter sind ökologisch sehr wichtig, sind Nahrung, Unterschlupfsort und Brutstätte für vielerlei Kleinstlebewesen. Gewisse «Ackerbeikräuter» unterstützen mittels Pilzen und Bakterien unterirdisch sogar die Frucht, die wir anbauen. Viele (Un-)Kräuter haben ausserdem heilsame Wirkungen und sind oft auch essbar. Die Wurzeln der Glockenblumen oder der Nachtkerze schmecken gebraten nussig, Wegerich- und Löwen­­zahnknospen lassen sich zu Kapern verarbeiten oder die Brennnessel in der Suppe oder frittiert zu Chips wirkt aufbauend. Die Distel und den Giersch möchte ich hier genauer beleuchten.
Der Giersch Aegopodium podagraria, umgangssprachlich Baumtropfen oder Geissfuss genannt, wächst in den eher feuchten und nährstoffreichen Krautsäumen und verbreitet sich unterirdisch durch Rhizome. Vergisst der Gärtner ein winziges Rhizom, so wächst die Pflanze weiter.
In der Wildkräuterküche ist Giersch bekannt als Kerbel-artig schmeckende Beigabe zu Salaten und Gemüse. Gegessen werden die jungen Blätter, die Blütenknospen und die blühenden Dolden. Aus den jungen Samen kann Kräutersalz hergestellt werden. Sein wissenschaftlicher Name (s. oben) weist hin auf die Anwendung bei Po­dagra, Gicht des Grosszehen-Grundgelenks. Wenn dieses Gelenk schmerzhaft geschwollen ist und sich ausserdem im Blut ein erhöhter Harnsäure-Wert zeigt, ist die frische Giersch­wurzel als Tee zubereitet Mittel der Wahl. Ebenso angewandt wird er als Heilmittel bei Gelenksentzündungen und rheumatischen Erkrankungen.
Zwei Gänsedisteln, die raue Gänsedistel Sonchus asper und die Kohl-Gänsedistel Sonchus oleraceus, habe ich ganz neu entdeckt. Eigentlich aus der Not. Ich habe Wildpflanzen gesucht für einen Kochanlass im Rehmann-Museum in Laufenburg. Die Disteln bevorzugen lehmige Böden, wachsen gerne auf Äckern oder in Wiesen. Sie werden bei guten Bedingungen bis 1,2 m hoch, bilden grosse fleischige Blätter und enthalten einen weissen Milchsaft. Die beiden Sonchus-Arten sind sehr häufig – schnell ist ein Korb voll gesammelt. Die stacheligen, süsslich-bitteren Distelblätter wurden zu einer (nicht mehr stechenden) Delikatesse blanchiert und die Blütenknospen frittiert. Die Gänsedistel wirkt positiv auf Verdauung und Leber und anti-entzündlich auf den gesamten Körper. So wird aus Unkraut ein Wildgemüse. Und das Schönste: Man braucht gar nichts anzupflanzen.
Für mich gibt es ein einziges Kraut, das nach wie vor ein lästiges Unkraut bleibt: Der kriechende Hahnenfuss. Wer eine Idee hat, wie man den aus dem Garten vertreibt oder ihn gar zu irgendeinem Zweck verwenden kann, darf sich gerne melden.

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