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Bundesfeierrede 2024 von Tobias Wetzel in Rheinfelden

Die Festrede von Tobias Wetzel, Geschäftsführer des Barockorchesters in Rheinfelden im Wortlaut
(es gilt das gesprochene Wort)

 

Liebi Rhyfälderinne, liebi Rhyfälder

Es freut und ehrt mi usserordentlich, dass ich hüt Zobe darf vor ihne stoh und d’Asproch zum 1. August 2024 und em 733. Geburtstag vo dr Schwiz halte. Vile Dank fürs Vertraue, aber Hand ufs Härz:  E bitz nervös bi ich scho. Denn was seit me zu öbberem wo 733 wird? S’Alter ka jo durchus e heikle Punkt si… Villicht loss ich die Frog für e Momänt no uf dr Site.

Ich persönlich darf hüt dr 42. 1. August fiire. Ufgwachse im Solothurnische Leimetal, het Musik in unserer 5köpfige Familie immer drzue ghört. Ob im Musikverein sälber musiziere oder bim Komponiste- und Künstler-Rotespiil mit mine Schwöstere. Musik isch allgegewärtig gsi. 

Für mi Gschmack hets denn au gärn dörfe e bitz Lärm mache oder sogar Chlöpfe. S’Schlagzüüg hets mir ado und so ha ich an mängem 1. August mit em Musikverein d’Fiir musikalisch umrahmt und ich ha mis Beschte gä, nid alli usem Takt zbringe oder dass d’Lüt meine, s’Füürwärk hegi scho agfange.

Das musikalische Deheim und d’Faszination für d’Musik in allne Variatione het in mir denn au dr Wunsch gweckt, brueflich mit Musik ztue zha. Und so darf ich hüt no e witere kleine Geburtstag fiire. Und zwar ha ich genau hüt vor 11 Joor fürs Capriccio in Rhyfälde afo schaffe. In däne Joor isch mir die schön Stadt ans Härz gwachse. Denn Rhyfälde het wirklig vil zbiete – ob in dr Kulinarik, Bewegig und Sport, Erholig und Wohlbefinde und natürlig in dr Kultur. S’Jooresmotto „Genuss im Fluss“ passt perfekt.

S’Capriccio Barockorchester darf e Teil zum Kulturelle Agebot vo Rhyfälde bitrage. Und au Capriccio fiirt in däne Dääg e Geburtstag. Und zwar startet s’Orchester am Samstig mit em Open Air Konzärt in dr Johanniterkommende in sini Jubiläumssaison „In Jubilo“ – 25 Joor Capriccio. 

Im Verlauf vo dr Saison wird Capriccio denn wiederum zwüsche 50 und 60 Konzärt in dr ganze Schwiz und im Usland spile. Do drbi – je nach Programm – in unterschiedliche Bsetzigsgrössene zwüsche 4 und 40 MusikerInne. Zuedäm sin au CD-Ufnahme, wo s’Orchester oft unerhörte und vergässene Komponiste und Wärk wieder Ghör verschafft wichtig. Nid nur, dass Capriccio so wältwiit ufem CD-Märt, im Radio oder uf allne Streaming Plattforme ka präsänt sii. Es ergäbe durch das au immer wieder mol so schöni Meilestei, dass Ufnahme vo Capriccio inere Serie (wie zB. dr Schwizer Produktion «Bestattter») oder em Steven Spielberg-Film «Big Friendly Giant» zhöre sin. 

Villicht froge sich e paar vo Ihne: Was denn e Barockorchester genau usmacht, resp. in was sichs vomene «normale» Orchester unterscheidet. Es git do tatsächlich einigi Pünkt. Im Wesentliche bestöhn die Unterschiid in dr Instrumentierig, dr Spiiltechnik und dr Uffüehrigspraxis. So verwände unseri MusikerInne und Musiker zB. historischi Instrumänt oder Nochbaute vo sötigne Instrumänt:  •            Gige mit Darmsaite, nid mit Stahlsaite

  • Naturtrompete und Naturhörner ohni Ventil um nur e paar Bispil znenne.

Zuegäh, dass machts nid immer eifacher. Denn Darmsaite sin afälliger uf Temperaturunterschiid und verstimme sich tendenziell schnäller. Und Blosinstrumänt ohni Ventil stelle bsunders hohi Aforderige an d’MusikerInne und Musiker. 

Villicht dänke sie sich jetzt: Jä, aber worum mache sie sich denn s’Läbe schwerer und griffe nid uf modärneri Technik zrugg? 

Ich dänk im Wesentliche gohts drum Traditione zpfläge und e Verbindig und Verständnis zur und für d’Gschicht ufzbaue und z’erläbe. Und das isch doch genau das, was mir im Grund mit em 1. August au fiire und pflege: Unseri Gschicht und unseri Traditione. 

           

Es git no e witere Aspäkt, wo mir bi dr Vorbereitig für die hütigi Asproch dure Kopf gange isch. Und zwar sin das d’Gmeinsamkeite zwüschem Funktioniere vomene Orchester und dr Gsellschaft im tägliche Läbe: 

Imene Orchester spilt jedi Musikerin/jede Musiker e wichtigi Rolle. Es git die, wo die ersti Gige spile: Sie füehre und gän dr Ton aa. Ihri Melodie sin prägend und oft im Mittelpunkt vom Gscheh. Doch ohni d’Unterstützig vo däne, wo villicht e bitz zrugg sitze und dr harmonisch Hintergrund und die rhythmischi Basis liifere, würd s’musikalische Wärk nid funktioniere. Es bringt au nid vil, wenn dr einti schnäller spile ka als dr ander und sini Note früehner fertig gspilt het. S’Zämmespil und s’ufenander lose isch wichtig. So treit jedes Mitglied vom Orchester e wichtige Teil zur Vollkommeheit vo dr Musik bii. 

In dr Gsellschaft isch es doch ähnlich: Es git Füehrigspersönlichkeite, Visionär und Innovatore, wo im Rampeliecht stöhn. Aber sie könne ihri Rolle nur effektiv usfüehre, wenn sie uf d’Unterstützig und d’Zämmearbet vo allne könne zelle. Jede Bruef, jedi Ufgob und jedi Handlig und sig sie noch so klei oder unschiinbar, isch entscheidend für s’harmonische Funktioniere vom Ganze. 

Und ich dänk, was in alle Läbenslage, Gspröch oder Verhandlige hilft: Dass me dr richtig Ton trifft!

Jetzt ha ich jo no e offeni Frog vom Afang vo minere Asproch: Was seit me denn jetzt zu öbberem, wo 733 wird?

Me singt oder spilt wohl öbbis vor. Das möcht ich ihne jetzt an däre Stell nid zuemuete. Aber villicht möcht ich doch öbbis mitere musikalische NOTE versueche: 

 

 

Liebi Schwiz

 

Alles, alles Liebi und Gueti zum Geburtstag. E Trummelwirbel, Fanfare und Lobeshymne uf Di.

Du bisch e wunderbars Land mit wunderbare Mensche. Aber ich weiss, Dir muess me nüt vorSPIILE:  Es isch nid immer alles im IKLANG. Es isch mängMOLL schwer und es brucht UsDUR. D’Lüt sin mängmol VerSTIMMT, usem TAKT und hän s’Gfühl es BASSt nüt. Dr GrundTENOR isch sorgevoll. Kurz: Es sin alli CHROMATISCH gestresst. 

 

Und doch weisch Du: Es git so vil zum druff stolz sii. Und Viles ligt in unserne Händ – in jedem einzelne. Mir könne d’TONlag bestimme, s’TEMPO apasse... D’INSTRUMÄNT hätte mir. Und was au ganz wichtig isch: Es müen nid alli ins gliiche HORN blose, D’VielSAITIGkeit macht uns us. 

 

Und jä, mängmol darf me au e bitz uf d’Pauke haue!!

 

In däm Sinn, liebi Rhyfälderinnne und Rhyfälder, (liebi Chinder) wünsch ich Ihne no e wunderbare Obe und e schöni Fiir. Vile Dank für d’Ufmerksamkeit und alles Gueti.