(pd) Das Kantonsspital Baden (KSB) geht neue Wege: In der Notfallpraxis erhalten Patienten bei Armverletzungen Schienen aus Holz statt aus synthetischem Gips. Das kommt nicht nur der Umwelt und dem Klima zugute, sondern vor allem auch den Patienten und Mitarbeitenden.
Das KSB ist auf dem Holzweg – und das im wörtlichen Sinne. Beim Spitalneubau wurde der nachwachsende Rohstoff in vielfältiger Weise – wie etwa bei der Fassade oder in den Patientenzimmern – verwendet, und auch bei den Gipsschienen wird inzwischen vermehrt auf den natürlichen Werkstoff gesetzt. Mit Erfolg: Seit der Einführung der Holzschienen im Vorjahr wurden mehr als 600 Stück für Patienten im KSB geformt. Das Material, bei dem es sich um ein Abfallprodukt aus dem Saunabau handelt, hat sich damit als Ersatz für die bisher eingesetzte Nemoa-Gipsschiene bewährt.
Holzschienen erweisen sich als nachhaltig, ungiftig und anwenderfreundlich
«Wir haben festgestellt, dass die Schiene aus Holz nicht nur genauso gut ist, sondern in manchen Bereichen sogar besser», sagt Nicole Sonderegger, Leitende Medizinische Praxisassistentin in der Notfallpraxis. Dank des biologisch abbaubaren und ungiftigen Materials können die KSB-Mitarbeitenden beim Anlegen und Modellieren der Schienen auf Handschuhe verzichten. Im Gegensatz zur bislang gängigen synthetischen Gipsbinde bedarf es auch keiner zusätzlichen Abluft mehr.
Zurzeit werden die Holzschienen in der Notfallpraxis des KSB bei Patienten mit Verletzungen der oberen Extremitäten (Arme, Ellenbogen, Handgelenke oder Hände) eingesetzt. Laut Angaben des Herstellers eignet sich das Produkt «Woodcast», das in Finnland hergestellt wird, jedoch auch für alle anderen Gipsanwendungen. Um die Schienen individuell anzupassen, werden die Rohlinge in einem speziellen Ofen auf rund 60 Grad erhitzt und anschliessend in die jeweilige anatomische Form gebracht. «Die Patienten können kleinere, drückende Stellen daheim sogar mit einem Föhn erhitzen und einfach wegstreichen», sagt Nicole Sonderegger. Die Schienen sind darüber hinaus röntgentransparent und müssen während eines bildgebenden Verfahrens nicht abgenommen werden.
Das Material ist komplett abbaubar
Der Entscheid, im KSB auf die Holzschienen zu setzen, wurde während der Corona- Pandemie getroffen. Damals kam es zu Lieferengpässen und die Hartsohle war ausgegangen. «Wir mussten uns mit Alternativen beschäftigen und gemeinsam mit unserem Gipszimmer sind wir wieder auf die Woodcast-Schienen gestossen», erklärt Nicole Sonderegger. Nach ersten Tests im Jahr 2023 wurden die Holzschienen ab Frühjahr 2024 gezielt in der Notfallpraxis eingeführt. «Die Kosten liegen auf einem ähnlichen Niveau wie beim bisherigen Gips», sagt die Leitende Medizinische Praxisassistentin in der Notfallpraxis.
Ein weiterer Pluspunkt: Da das Material aus Holz und biologisch abbaubaren zuckerbasierten Polymeren besteht, ist es vollständig abbaubar. Sobald die Therapie erfolgreich abgeschlossen ist, kann es verheizt oder als Bioabfall entsorgt werden. „Man kann die Schienen sogar auf den Kompost werfen“, sagt Nicole Sonderegger. Der synthetische Gips landet hingegen im Restmüll.
Bild: Schiene aus Holz: Im KSB wird insbesondere in der Notfallpraxis auf den natürlichen Rohstoff gesetzt. Nicole Sonderegger, Leitende Medizinische Praxisassistentin, und Edith Stocker (re.), Stellvertretende Leitende MPA, zeigen das Produkt.
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