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«Verlorene Kindheit» – ein ehemaliges Verdingkind erzählt in Möhlin von seinem Leben

(eing.) Für Mittwoch, 22. Oktober, 19 Uhr, lädt die Gemeindebibliothek Möhlin zu einer besonderen Veranstaltung ein: Theresa Rohr-Steinmann, ein ehemaliges Verdingkind, berichtet aus erster Hand von ihrer Kindheit, die von Entbehrung, harter Arbeit und seelischen Wunden geprägt war. Damit öffnet sich ein dunkles Kapitel der Schweizer Sozialgeschichte, das noch immer nachwirkt.

Bis in die 1970-er Jahre wurden in der Schweiz zehntausende Kinder aus armen, zerrütteten oder unverheirateten Familien von den Behörden ihren Eltern weggenommen und bei Bauern oder Handwerkern «verdingt». Offiziell sollten sie dort ein besseres Leben erhalten – in Wahrheit bedeutete das für viele von ihnen ein Leben als billige Arbeitskräfte, oft unter schwersten Bedingungen.

Ein verdrängtes Kapitel

Erst seit wenigen Jahren wird das Schicksal der Verdingkinder öffentlich aufgearbeitet. Im Jahre 2013 entschuldigte sich der Bundesrat offiziell für das erlittene Unrecht, und 2017 trat das Bundesgesetz über die Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen in Kraft, das Betroffenen symbolische Entschädigungen und Zugang zu ihren Akten ermöglicht. Doch trotz dieser Anerkennung bleibt das Thema schmerzhaft aktuell. Viele der damaligen Kinder leben heute in Altersarmut, manche kämpfen noch immer um gesellschaftliche Anerkennung und psychische Heilung.

Erinnern, verstehen und nicht vergessen

Die Veranstaltung am 22. Oktober mit Theresa Steinmann-Rohr will nicht nur informieren, sondern vor allem berühren. Das Zeitzeugengespräch bietet eine seltene Gelegenheit, direkt von einer Betroffenen zu hören, wie sich ein Leben ohne Liebe, aber mit viel Arbeit und Angst anfühlt – und wie man dennoch die Kraft findet, seinen Weg zu gehen.«Diese Geschichten sind Teil unserer Geschichte», sagt Andrea Fischler, Leiterin der Gemeindebibliothek Möhlin. «Nur wenn wir zuhören, können wir verstehen, was geschehen ist und verhindern, dass so etwas je wieder passiert.»

Die Veranstaltung richtet sich an alle, die sich für Schweizer Sozialgeschichte interessieren oder einfach zuhören möchten, wenn ein Mensch seine persönliche Geschichte mit der Öffentlichkeit teilt.

Der Vortrag findet am Mittwoch, 22. Oktober, 19 Uhr, in der Gemeindebibliothek Möhlin statt. Der Eintritt ist frei, ein freiwilliger Beitrag erbeten. Eine Anmeldung wird empfohlen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder 061 855 33 90.