(erb) Der vierte Ausflug der Männerturner Gipf-Oberfrick führte sie Richtung Zürich, wo ein Besuch des WAGI Museum in Schlieren auf dem Programm stand.
Nach der freundlichen Begrüssung des Betriebsleiters betrat die Gruppe die historisch eingerichteten Räumlichkeiten. Ein kurzer Film über Gründung und Geschichte der Wagons-Fabrik Schlieren weckte die Neugierde, welche in einem nachfolgend geführten Rundgang gestillt wurde.
Auf rund 600 Quadratmetern kann man die Historie einer Fabrik erleben, die ein Jahrhundert lang die Schweizer Verkehrsgeschichte mitprägte und deren Einfluss bis heute spürbar ist. 1895 gegründet, produzierte man zuerst Lastwagen, Schlitten und Luxus- Pferdefuhrwerke, bevor 1901 mit dem Bau von Schienenfahrzeugen ein neuer Geschäftszweig erschlossen wurde. Bestellungen durch die SBB und ausländische Bahngesellschaften erforderten bald einen grösseren Ausbau der bestehenden Fabrikhallen. Die von Schlieren entwickelte Leichtstahlbauart für Reisezugwagen galt schnell als wegweisende Richtung im Wagonbau. Zusammen mit der Firma SIG in Neuhausen deckte Schlieren die gesamte Nachfrage an Eisenbahnwagen im Inland ab.
Ein Meilenstein war der Zusammenarbeitsvertrag mit den Indischen Staatsbahnen. Hier konnten rund 200 Reisezugwagen geliefert werden. Bei einem 1954 von der SBB ausgeschriebenen Wettbewerb erwies sich der Vorschlag von Schlieren und SIG als beste Variante. Sie erhielten den Auftrag zur Herstellung von zwei Prototypen mit dem Namen Einheitswagen I. Ein weiteres Standbein war die Produktion von Aufzügen. 1937 durfte sogar der höchstgelegene Fahrstuhl der Welt aufs Jungfraujoch geliefert werden. Durch Innovation und technisches Können entwickelte sich SWS zu einem führenden Hersteller in der Aufzugsindustrie, welche schlussendlich an die Schindler Holding überging.
Nach der Produktion von über 14'000 Personen- und Güterwagen wurde die Wagi am 31. August 1985 unter massivem Protest der Belegschaft und der Bevölkerung geschlossen. Das Museum der Wagonsfabrik dient als Erinnerungsort an eine Zeit, wo Innovationen aus Schlieren zu herausragenden Produkten im europäischen Eisenbahn- und Aufzugbau führten.
Nach so viel Geschichte genossen die Männerturner im angrenzenden Eventraum ein Reis Casimir, bevor es wieder Richtung Gipf-Oberfrick ging. Der Verein bedankt sich bei dem Bussponsor «Physiotherapie Jurapark» und den beiden Organisatoren Jörg und Hansruedi.